Nachruf auf Franz Rauch

AGRECOL e.V. im November 2023
Nachruf auf Franz Rauch
25.05.1946 – 11.11.2023

Franz Rauch wuchs in Vorarlberg als Ältester von 8 Geschwistern in einem kleinbäuerlichen Betrieb auf. Nach Schuljahren in einem katholischen Internat, die ihn menschlich und weltanschaulich prägten, studierte er Landwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien und absolvierte danach das Seminar für Ländliche Entwicklung an der Humboldt Universität in Berlin.

Als überzeugtem Biolandwirt war Franz die Bewahrung der Natur und somit Gottes Schöpfung sehr wichtig. Dabei waren ihm die bäuerliche ökologische Landwirtschaft in seinem Wirken in Kamerun und Tansania ebenso ein Anliegen wie zu Hause in Vorarlberg. Und selbst ging er damit auf dem eigenen Hof in Schlins voran.

Franz stand schon vor der formellen Vereinsgründung seit Mitte der 1980er Jahre im Austausch mit der Agrecol-Informations- und Vernetzungsstelle in Langenbruck. In der Zeit lebte und arbeitete er mit seiner Frau Luzia und den beiden Töchtern Magdalena und Afra in Bamenda im Nordwesten von Kamerun. Dabei waren ihm die Kleinbauernfamilien und die nachhaltige / standortgerechte / ökologische Landwirtschaft besonders wichtig. Das vorwiegend mit einem Technologie-Transfer Ansatz (Traktoren, Mähdrescher, Molkerei) arbeitende GTZ Projekt konnte Franz zum Wohle der Kleinbauern umorientieren zu einem an die Gegebenheiten besser angepassten Vorhaben mit nachhaltiger /ökologischer Landwirtschaft und Ochsenanspannung.

In Tansania begleitete Franz anschließend, gemeinsam mit seiner Familie und der Eine-Welt Gruppe Schlins / Röns, über viele Jahre ein Projekt zur Förderung der kleinbäuerlichen ökologisch orientierten Landwirtschaft.

Sein großes Herz im Engagement für verbesserte Lebensumstände von benachteiligten Menschen in ländlichen Regionen zeigte sich bis zum Schluss an seinem Einsatz für die Waisenkinder in Mdabulo, Tansania.

Die beiden Töchter erlebten in Kamerun noch ihre ersten Schuljahre, bis es dann 1986 zurück nach Schlins in Vorarlberg ging. Dort hat Franz mit dem ihm eigenen Elan den von der Mutter übernommenen landwirtschaftlichen Familienbetrieb auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt und in diesem Sinne auch an der landwirtschaftlichen Fachschule in Hohenems gelehrt. Als Visionär, der er war, hat er den Bioanbauverband KOPRA (Konsumenten- und Produzenten- Arbeitsgemeinschaft) mit ins Leben gerufen, bei dem es ihm neben der Verbreitung der ökologischen Landwirtschaft besonders auf die lokale /regionale Vernetzung von Produzenten und Konsumenten ankam – sozusagen ein Vorläufer der heutigen Solidarischen Landwirtschaft.

Eingetreten in den Agrecol Verein ist Franz dann 1989 beim von Kurt Egger ausgerichteten Herbsttreffen in Heidelberg zum Ökologischen Landbau in den Tropen. Seitdem nahm er fast immer gemeinsam mit seiner Frau Luzia an vielen unserer Agrecol Frühjahrs- und Herbsttreffen teil. Franz war unser Gastgeber /Organisator /Ausrichter bei dem besonders denkwürdigen Agrecol Treffen im Großen Walsertal im Frühjahr 1991, bei dem es um „Bäuerliches Überleben in benachteiligten Gebieten“ ging. Mittels der in der Entwicklungszusammenarbeit entwickelten Methoden zur schnellen und partizipativen Erhebung gemeinsam mit den Kleinbauern/ Dorfbewohnern, die erstmals in dieser Form in Europa angewandt wurden, gelang ein Wochenende, das in einer großen zentralen Veranstaltung im Großen Walsertal mit überwältigender Beteiligung der Bevölkerung gipfelte.

In dem wiederum von Franz organisierten „Agrecol Frühjahrstreffen im Großen Walsertal – Bäuerliches Überleben in benachteiligten Gebieten – 11 Jahre danach“ gingen wir auf Spurensuche und durften darüber staunen, dass u.a. auch einige der in 1991 an nur einem Wochenende erarbeiteten Vorschläge, die uns damals etwas exotisch vorkamen, von den Walsertälern tatsächlich umgesetzt worden waren (wie z.B. die Beweidung von besonders erosionsgefährdeten Matten mittels Lamas).

Franz hatte damals gerade seine Ausbildung zum zertifizierten Vorarlberger Wanderführer abgeschlossen und die schönen Touren mit ihm sind vielen von uns noch in guter und lebhafter Erinnerung.

Lieber Franz, danke, dass wir einen Teil unseres irdischen Weges gemeinsam gehen durften, danke für Deine langjährige Freundschaft, danke für Dein inspirierendes Vorbild. Du warst nicht nur Ideengeber, sondern hast durch dein tätiges Beispiel gelehrt und viele zum Mitmachen und Nachmachen ermutigt. Wir werden Dich und deine Tatkraft sowie deine klare Fokussierung auf bäuerliches Leben im Einklang mit der Natur sehr vermissen.