Vernetzungstellen

Informationsmanagement und Networking
zur ökologischen Landwirtschaft

Aus der Dezentralisierung der Agrecol-Dokumentationsstelle in Langenbruck, Schweiz, in den 1990er Jahren sind zwei Agrecol-Vernetzungsstellen hervorgegangen. Sie fördern die Ökologisierung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Westafrika und in den Anden Südamerikas. Sie wollen dazu beitragen, dass Bäuerinnen und Bauern, BeraterInnen und ForscherInnen in bäuerlichen Organisationen, bei nicht-staatlichen Entwicklungsorganisationen wie auch staatlichen Diensten landwirtschaftliche Konzepte und Methoden entwickeln, erproben und verbreiten, die den lokalen ökologischen Bedingungen angepasst, ökonomisch sinnvoll, und sozial und kulturell verträglich sind.

Sowohl Agrecol Afrique als auch Agrecol Andes sind eigenständige Organisationen.

Ziele und Aufgaben der Agrecol Vernetzungsstellen

Die Agrecol-Vernetzungsstellen fördern die Ökologisierung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Westafrika und in den Anden Südamerikas. Sie wollen dazu beitragen, dass Bäuerinnen und Bauern, BeraterInnen und ForscherInnen in bäuerlichen Organisationen, bei nicht-staatlichen Entwicklungsorganisationen wie auch staatlichen Diensten landwirtschaftliche Konzepte und Methoden entwickeln, erproben und verbreiten, die den lokalen ökologischen Bedingungen angepasst, ökonomisch sinnvoll, und sozial und kulturell verträglich sind.

Viele Faktoren müssen zusammenkommen, damit dieses Ziel erreicht werden kann. Die Agrecol-Vernetzungsstellen leisten dazu einen ganz spezifischen Beitrag: Sie fördern eigenständige Lernprozesse, in denen vorhandenes bäuerliches und beraterisches Wissen über den ökologischen Landbau weiterentwickelt und verbreitet wird. Informations-, Wissens- und Erfahrungsaustausch vollziehen sich zwischen den unterschiedlichen Akteuren in partnerschaftlichen und emanzipierten Süd-Süd-Nord Beziehungsnetzen. In ihnen werden gemeinsam Konzepte und Umsetzungsstrategien entwickelt. Der Impuls zu diesen Lernprozessen fließt aus dem lebendigen Interesse der Beteiligten. Wichtig ist uns dabei, dass Bäuerinnen und Bauern ermächtigt werden, ihre Landwirtschaft selbstbestimmt und selbstverantwortlich weiterzuentwickeln. Im einzelnen geht es um:

  • die Sammlung und Aufarbeitung bäuerlichen Wissens, d.h. konkreter Erfahrungen und Praktiken; dabei muss Dokumentieren in einer Art geschehen, dass Werkzeuge entstehen, die für die Praxis, sei es in der Beratung oder für die Bauern und Bäuerinnen selber, nützlich sind.
  • die Erprobung und Bewertung von Methoden und Techniken des ökologischen Landbaus als gemeinsamer Lernprozess aller Akteure. Es reicht nicht, Information anzubieten und zugänglich zu machen. Sie muss auch bewertet, ausgewählt und empfohlen werden. Je größer und unüberschaubarer die Informationsflut wird, desto relevanter ist diese Funktion.
  • die Verbreitung und Übertragung bäuerlichen Wissens. Der Wert des aufgearbeiteten bäuerlichen und beraterischen Wissens und damit dessen Wirkung ist eng verknüpft mit der Art und der Qualität der Vermittlung. In diesem Sinn hat Beratung im Agrecol Kontext zwei Gesichter. Einerseits soll die Arbeit von Agrecol dazu beitragen, dass Werkzeuge und Material für die Beratung entstehen. Andererseits ist aber auch Beratung im Bezug auf den Umgang mit Information und die Methoden zu deren Verbreitung nötig. Kommunikation und Erfahrungsaustausch sind hierbei wichtige Stichworte.

Bei allen Schritten des Informationsmanagements ist Dezentralisierung den Vernetzungsstellen ein großes Anliegen. Angepasste Information soll vor allem auch an der Basis gut zugänglich sein.

Tätigkeiten

Sammeln, dokumentieren, aufarbeiten. Agrecol-Afrique sammelt ganz praxisbezogene Dokumente und Materialien vor allem aus dem Westafrikanischen Raum, die konkrete Erfahrungen mit ökologischen Landbaumethoden beinhalten. Es handelt sich hierbei oft um graue, nicht publizierte Informationsmaterialien, die für Bäuerinnen und Bauern sowie für BeraterInnen einen hohen Wert haben.

Agrecol-Afrique unterstützt die Dokumentation von lokalem Wissen über einheimische Bäume. Gleichzeitig werden verschiedene Dokumentationsmethoden getestet.

Agrecol-Andes unterhält eine Bibliothek zu speziellen Themen der ökologischen Landwirtschaft und partizipativen Beratung in Lateinamerika, 90% des Materials ist in Spanisch. Ein kleiner Buchladen (AV, Videos, Publikationen) bietet eine interessante Auswahl an sonst schwierig zu beschaffendem, didaktischem Material.

Agrecol-Andes unterstützt lokale Organisationen bei der Erfahrungsaufarbeitung (sistematización), seien es technisch-produktive Themen (z.B. Bodenschutz in Hanglagen), methodische Fragen (z.B. lokale und regionale Netzwerkentwicklung zur Förderung des Erfahrungsaustauschs) oder institutionelle Entwicklung (z.B. Geschichte des bolivianischen Biobauern-Dachverbands).

Bewerten, auswählen, empfehlen. Agrecol-Afrique ist dabei, in Senegal einen unabhängigen Informationsdienst aufzubauen.

Agrecol-Andes fördert die Verbreitung partizipativer Methoden, im speziellen Fall Campesino a Campesino und andere ähnliche Ansätze. Es geht um die Unterstützung des horizontalen Erfahrungsaustauschs an der Basis, zwischen Bauerngruppen und auch zwischen Beratern. Es werden – immer gemeinsam mit anderen (Multiplikatoren-) Organisationen – Austausch-Treffen organisiert und Promotoren ausgebildet. Seit kurzem gibt es auch eine inter-institutionelle Kommission, die auf konzeptioneller Ebene die Ansätze weiterentwickelt und Sensibilisierung in der Bauerngewerkschaftsbewegung und Lobbying gegenüber staatlichen Behörden zu diesen Themen betreibt.

Informieren, verbreiten, beraten, ausbilden. Beide Vernetzungsstellen agieren als Drehscheibe für Informationen rund um den ökologischen Landbau. Nicht nur Dokumente werden hier weitergeleitet, ebenso werden Kontakte zu Ressourcepersonen und Organisationen hergestellt, die spezifisches Know-how besitzen (Techniken und Methoden). Bauerngruppen und Techniker werden miteinander in Verbindung gebracht.

Etliche Jahre lang gab Agrecol-Afrique die Zeitschrift Acacia heraus, einen Rundbrief zu aktuellen Themen ökologischer Landwirtschaft in Afrika. Acacia erschien in englisch und französisch.

Agrecol-Andes gibt seit November 2000 ein Bulletin zur kleinbäuerlichen, ökologischen Landwirtschaft im Andenraum herausgeben (elektronisch und gedruckt). Außerdem werden Kurse und Seminare mit internationalen Fachleuten der agrarökologischen Bewegung für lokale Basisorganisationen und NGOs angeboten. Ebenso werden verschiedene lokale, regionale und nationale Netzwerke prozessbegleitend beraten und unterstützt.

Arbeitsweise

Die Agrecol-Vernetzungsstellen führen eigene Projekte durch, unterstützen und fördern aber auch andere Initiativen und Vorhaben in den oben genannten Bereichen, indem lokale Initiativen identifiziert und bei Informationsaufbereitung, -verbreitung, bei Kommunikation, Erfahrungsaustausch und Ausbildung unterstützt werden.

Die Arbeit der Vernetzungsstellen gründet sich auf partnerschaftliche Beziehungen. Informationen und Erfahrungen werden nicht einfach von „Oben nach Unten“ weitergegeben, sondern als ein „hin und her“ in horizontaler und vertikaler Richtung verstanden. Mit horizontalen Informationsflüssen ist der Austausch zwischen den Bauern und den Bäuerinnen, oder zwischen den TechnikerInnen oder den ForscherInnen gemeint. Die vertikale Ausrichtung meint die Verbindung von Bauern mit Technikern und Forschern. Die Vernetzungsstellen verstehen sich als Katalysator und begreifen sich als Teil des Lernprozesses. Das führt zur Weiterentwicklung der eigenen Arbeitsweise mit allen damit verbundenen Chancen, Herausforderungen und Schwierigkeiten.

Arbeitsgrundsätze

Ganzheitlichkeit von Lernprozessen. Wir verstehen Lernen als ein Hin und Her, als etwas, was alle Beteiligten einer Aktivität mit einbeziehen muss. Der Bauer und die Bäuerin, aber auch Berater und MitarbeiterInnen der Agrecol-Vernetzungstellen sind in einer gemeinsamen Aktivität Lernende und Lehrende. Im besten Falle umfassen solche Lernprozesse von den Bäuerinnen bis zu den Verantwortlichen in den Finanzierungsorganisationen alle Beteiligten. Besonders wichtig sind dabei die Beziehungen, die zwischen den Beteiligten entstehen und die Freude an der gemeinsamen Arbeit.

Emanzipation. Die Interventionen der Agrecol-Vernetzungsstellen dürfen nicht zu neuen Abhängigkeiten führen. Wir wollen uns durch die Stärkung lokaler und regionaler Informationsdienste überflüssig machen.

Partnerschaftlichkeit. Ganzheitliche Lernprozesse und die Emanzipation können am besten gefördert werden in partnerschaftlichen Arbeitsbeziehungen. Wir sind deshalb gegen hierarchische, direktive Arbeitsweisen.

Subsidiarität. Wir wollen uns nicht Dingen widmen, die andere Organisationen schon tun. Vielmehr sehen wir unsere Aufgabe darin, im Bereich Agrarökologie und Informationsmanagement Lücken zu schließen, indem wir Lern- und Umsetzungsprozesse fördern und beschleunigen. Wir arbeiten komplementär und ergänzend zu anderen Initiativen im agrarökologischen Bereich.

Selektivität. Als kleiner Dienstleister kann es nicht unsere Aufgabe sein, „flächendeckend“ zu arbeiten. Vielmehr führen wir gemeinsam mit anderen Akteuren Pilotaktivitäten mit klarer geographischer Begrenzung durch.

Internationalität. Wir pflegen die Kooperation Nord-Süd und Süd-Süd. Die Verbindung der beiden Vernetzungsstellen zum Norden wird über den Verein Agrecol aufrecht erhalten. Dadurch entsteht die Möglichkeit, in Nord-Süd Kooperationen gemeinsame Aktivitäten und Produkte zu entwickeln.

Kontakt

AGRECOL Afrique

AGRECOL Afrique

 Internet: www.agrecolafrique.org

B.P. Thiès
Senegal

Email: agrecol@agrecolafrique.org
Tel.: 00221 951 42 06
Fax.: 00221 951 53 37

AGRECOL Andes

Internet: www.agrecolandes.org

e-bulletin: www.agrecolandes.org/?q=node/119

AGRECOL Andes
Calle Pasos Kanki 2134
Cochabamba BOLIVIA
Email: info@agrecolandes.org
Tel & Fax: 00591-4-4423838 or 00591-4-4423636